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«Kompromisse zugunsten der Energieeffizienz sind Voraussetzung»

Für die RONAL GROUP ist Energie eine der wichtigsten Ressourcen. Schon vor der aktuellen Energiekrise war eine energieeffizientere Produktion für das Unternehmen zentral. Jetzt aber erst recht. Rainer Schödel, Group Energy and Data Engineer, im Interview über Energieeffizienz.

Inwieweit befeuert die Energiekrise die Entwicklung zu mehr Energieeffizienz in der RONAL GROUP?

RAINER SCHÖDEL Das Thema Energie hat spätestens mit der drohenden Strom- und Gasmangellage im vergangenen Herbst stark an Bedeutung gewonnen. Zeitgleich sind die Energiepreise spürbar gestiegen. Bei der RONAL GROUP ist die Motivation entsprechend gross, Energiesparmassnahmen umzusetzen, die wirtschaftlich sinnvoll und kurzfristig realisierbar sind. Und zwar in allen Bereichen. Zahlreiche kleinere und grössere Optimierungen wurden bereits abgeschlossen. Gleichzeitig verharrt unser Energie-KPI auf hohem Niveau. Diese Bemühungen wollen wir fortführen, um die Energieaufwände pro Rad nachhaltig und spürbar zu reduzieren.

Welche konkreten Massnahmen kann ein Unternehmen wie die RONAL GROUP ergreifen, um energieeffizienter zu werden?

RAINER SCHÖDEL Betriebsoptimierungen sind einfache und schnell umsetzbare Massnahmen, die in der Regel keine Investition erfordern. Das sind zum Beispiel tiefere Temperaturen, geringerer Luftdruck und kein Leerlaufbetrieb. Wichtig ist aber auch eine Produktionsplanung, welche die Auslastung der Maschinen und Anlagen berücksichtigt. Eine gute Datenverfügbarkeit und -qualität sind hier das A und O, um Verbesserungen zu identifizieren und nachzuweisen. Grossen Einfluss haben auch neue Anlagen. Unsere neueste Warmbehandlungsanlage wird gegenüber der bestehenden Technologie rund 60% weniger Erdgas benötigen.

Was ist mit Massnahmen, die über Betriebsoptimierungen hinausgehen? Wie schnell lassen sich diese überhaupt umsetzen?

RAINER SCHÖDEL Die Energieeffizienz durch neues Equipment (z.B. einen Rekuperator) zu optimieren, erfordert eine gewisse Zeit – für Planung, Lieferung, Installation und Inbetriebnahme. Die Verfügbarkeit von Budget und auch von technischem Personal geht damit einher. Eine solche Massnahme umzusetzen, dauert schon mal sechs bis neun Monate. Neue Technologien wie zum Beispiel das RONAL Smart Casting (RSC) haben eine grosse Wirkung, brauchen aber auch entsprechend mehr Zeit.

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«Unsere neueste Warmbehandlungsanlage wird gegenüber der bestehenden Technologie rund 60% weniger Erdgas benötigen.»

Die RONAL GROUP will bis 2050 CO2-neutral sein. Was muss bereits heute getan werden?

RAINER SCHÖDEL Ausschlaggebend für den Erfolg ist eine vorausschauende Planung – und damit die konsequente Steuerung der verbleibenden Jahre. Es ist wichtig, sich der heutigen und der zukünftigen Stellhebel bewusst zu sein und sie sukzessive einzusetzen – im Rahmen der nächsten Grossprojekte und innerhalb der Mehrjahresplanung.

Wo sind wir schon auf gutem Weg und wo brauchen wir noch etwas mehr Schwung?

RAINER SCHÖDEL Im letzten Grossprojekt (im Werk in Spanien) haben wir gezeigt, dass Energieeffizienz spürbar verbessert werden kann, wenn sie innerhalb der Planung eine Rolle spielt und organisatorische Prozesse eingehalten werden. Es wurden die Kosten des gesamten Lebenszyklus betrachtet und nicht nur auf das Budget fokussiert. Die energiebedingten Herstellkosten sinken in der Konsequenz spürbar. Bei der Mehrjahresplanung gibt es hingegen noch Verbesserungspotenziale. Bei Ersatzmassnahmen oder Neuanschaffungen spielt die Verbesserung der Energieeffizienz – respektive der Technologie selbst – insgesamt zu selten eine Rolle. Ausschlaggebend sind heute vor allem das Budget und die Termine.

Kann die aktuelle Krise die Energiewende beschleunigen – oder sogar eine Entwicklung hin zu einer Energieautarkie von Industrieunternehmen anstossen?

RAINER SCHÖDEL Wenn wir über eine mögliche «Beschleunigung» sprechen, sollte auch die Verfügbarkeit von Daten und von finanziellen und personellen Ressourcen Bestandteil der Diskussion sein. Zu berücksichtigen ist auch, ob die notwendige Hardware verfügbar und lieferbar ist. Aus meiner Sicht braucht es keine Beschleunigung, sondern eher die Bereitschaft, Ziele stetig und konsequent zu verfolgen. Eine Verbesserung von 2% jährlich ist technisch und organisatorisch stemmbar und würde bis 2050 grob eine Halbierung des Verbrauchs bedeuten. Grossprojekte bieten hingegen die Chance, in kürzerer Zeit grössere Schritte zu machen. Das «ideale Werk» könnte dabei schon heute mit dem halben Energieverbrauch pro Rad auskommen. Dies würde jedoch Kompromisse zugunsten der Energieeffizienz voraussetzen. Diese Kompromissbereitschaft ist heute nicht immer gegeben.

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Rainer Schödel arbeitet seit 2017 bei der RONAL GROUP als Group Data Energy and Data Engineer.

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